Vers 1 - Genie

Futschland
Wir haben zwar keine Demokratie, aber eine Heilslehre.
Geheimverträge für alles (frage mal Ramsauer), auch mit den ehemaligen- und jetzigen Besatzermächten.
Beobachtet und Abgehört werden für das deutsche Vaterland.
Mit Waffengeschäften, ohne Moral, danach lasst uns alle streben.
Für Kriegseintritte brüderlich mit Herz und Hand, Volksbefragung unbekannt.
Obendrein muß Lufthoheit und Gehirn nicht sein.
Schulische Verblödung mit Herz und Hand, Elitenförderung im Fordergrund stand.
Alle Stimmen einer Wahl wären doch nur eine Qual, drum sollen sie nicht alle zählen, danach lasst uns alle streben.
Je mehr ich erzähle, um so despotischer wird das Handy umklammert!

Pure Ent-Behauptung
Futschland ! Kennt nur politische Heuchler die lobbyistisch geführt werden. Gerade das ist Stärke, ja, Wir spühren sie . Einigkeit im Unrecht und Feigheit, danach lasst uns alle streben, Futschland soll leben!
Merkelwürdige Umstände wehen durch die Straßen. Heil dir mein Handy, ich sehe was, was du siehst. Wir gehen voran, wo wir sind, das haben andere für uns erwählt, die Heilslehre für Futschland ist gewählt.
Heil dir mein Handy, ich sehe was , was du siehst und das ist Futschland das sicherste Paradies.
Merkelwürdig ?

Text aus Merkelwürdige Dichte, 2009, Gernot Ebeling

Es stechen dich die Nadeln

Ich bin der Nadelstreifen, wollte schon immer alles ergreifen.
Mein Recht zu tragen, den Luxus zu wagen.
Alles ist mein, das ist der polit Verein, zum Sieg geordnet, der Applaus ist mein.
Die Not ist verordnet, mein Nadelstreifen dein Gitter.
Aber glaube mir - auch für mich ist das Bitter !

Na dann Prost !

Text aus Merkelwürdige Dichte, 2009, Gernot Ebeling

Niedrig gilt das Geld auf dieser Erden Und doch ist sie, wenn es mangelt, kalt Und sie kann sehr gastlich werden Plötzlich durch des Gelds Gewalt. Eben war noch alles voll Beschwerden Jetzt ist alles golden überhaucht Was gefroren hat, das sonnt sich Jeder hat das, was er braucht ! Rosig färbt der Horizont sich Blicket hinan: der Schornstein raucht ! Ja, da schaut sich alles gleich ganz anders an. Voller schlägt das Herz. Der Blick wird weiter. Reichlich ist das Mahl. Flott sind die Kleider. Und der Mann ist jetzt ein andrer Mann.
Ach, sie gehen alle in die Irre Die da glauben, daß am Geld nichts liegt. Aus der Fruchtbarkeit wird Dürre Wenn der gute Strom versiegt. Jeder schreit nach was und nimmt es, wo er´s kriegt. Eben war noch alles nicht so schwer. Wer nicht gerade Hunger hat, verträgt sich. Jetzt ist alles herz-und liebeleer. Vater, Mutter, Brüder: alles schlägt sich ! Sehet: der Schornstein, er raucht nicht mehr ! Überall dicke Luft, die uns garnicht gefällt. Alles voller Haß und voller Neider. Keiner will mehr Pferd sein, jeder Reiter Und die Welt ist eine kalte Welt.
So ist´s auch mit allem Guten und Großen. Es verkümmert rasch in dieser Welt Denn mit leerem Magen und mit bloßen Füßen ist man nicht auf Größe eingestellt. Man will nicht das Gute, sondern Geld. Und man ist von Kleinmut angehaucht. Wer sich schon auf Untat eingestellt hat Blicke hinan: der Schornstein raucht ! Ja, da glaubt man wieder an das menschliche Geschlecht. Edel sei der Mensch, gut und so weiter. Die Gesinnung wächst. Sie war geschwächt. Fester wird das Herz. Der Blick wird breiter. Man erkennt, was Pferd ist und was Reiter. Und so wird das Recht erst wieder Recht.

Lied von der belebenden Wirkung des Geldes, Bertolt Brecht, Lehrstücke, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, November 1966